1911: Die Vereine, in denen Leichtathletik betrieben wird, organisieren sich zu einem selbständigen Sportverband: Hamburger Verband für Leichtathletik (H.V.f.L.). Dieses Jahr wird als Geburtsjahr organisierten Leichtathletiktreibens in Hamburg bezeichnet und ist das Geburtsjahr des heutigen Hamburger Leichtathletik-Verbandes. 1912 gewinnt Hans Liesche, Eimsbütteler TV, als erster Hamburger bei den Olympischen Spielen in Stockholm die Silbermedaille im Hochsprung (1,91 m).
Leichtathletik wurde in Hamburg aber bereits bei der Hamburger Turnerschaft von 1816 betrieben. Wenn auch das Wort Leichtathletik erst später entstand, so gehörten Laufen, Springen, Werfen genau so zum „Jahnschen Turnen“, wie die Fertigkeit an den Geräten. 1876 gründete sich der Anglo-Amerikanische Football-Club in dem u.a. Leichtathletik ausgeübt wurde. 1887 wird die „Internationale Meisterschaft von Hamburg“ über 1.500 m ausgetragen. Bereits 1880 trug man auf der „freundlichst zur Verfügung gestellten Horner Rennbahn“ ein Meeting mit sieben verschiedenen Konkurrenzen aus. Organisiert wurden diese Veranstaltungen von „Söhnen erster Hamburger Patrizierfamilien“ wie es heißt. In den folgenden Jahren fanden in Hamburg immer wieder „Meisterschaften von Deutschland“ oder die „Meisterschaft des Kontingents“ über verschiedene Strecken wie 100 Yards, 100 m, 1 Meile statt. Auch Hamburger Teilnehmer wurden Sieger.
Am 30.01.1898 wird in Berlin die „Deutsche Sportbehörde für Athletik“ gegründet. Dies ist der Beginn der Deutscher Meisterschaften in zunächst drei Wettbewerben an drei verschiedenen Orten. Bereits 1908 gewinnt Berlin einen erstmals in Hamburg veranstalteten Städtevergleich gegen Hamburg und Leipzig.
1909 wird der erste „Stafetten-Wettlauf um die Außenalster“ mit 16 Läufern pro Mannschaft gestartet. 1913 gehen die ersten „Internationalen Olympischen Spiele“, veranstaltet vom St. Georg FC am „Dammthor“ über die Bühne. 1917 gewinnt Arthur Reinhardt (HFC 1888) bei den Deutschen Kriegsmeisterschaften über 100 und 200 m. 1919 findet der Aufruf zur Gründung von Damen-Leichtathletik-Abteilungen „williges Gehör“. 1920 wird der Sportplatz Hammer Park mit einer 500 m-Bahn fertig gestellt. 1923 wird Wilhelm Husen (St. Georg) Deutscher Waldlaufmeister. 1928 gewinnen Richard Krebs (HSV/ 4 x 400 m-Staffel) und Anni Holdmann (HTB 1862/ 4 x 100 m-Staffel) Silber bzw. Bronze.1934 gewinnt Hans Heinrich Siebert (ETV) die Europameisterschaft im Zehnkampf und stellt einen Weltrekord mit 7.135 Pkt. auf. Karl Hein (SV St. Georg) gewinnt 1936 im Hammerwerfen als bisher einziger Leichtathlet eines Hamburger Vereins die olympische Goldmedaille.
Die Leichtathletik im III. Reich wird in dieser kurzen Zusammenfassung übersprungen (vieles über diese unsägliche Zeit, ist in dem 1996 erschienenen Buch „Geschichte der Hamburger Leichtathletik“ dokumentiert).
Bereits am 6. Februar 1946 nehmen 200 Männer und Frauen am Sportfest in der Postsporthalle (Schlüterstraße unter dem Dach) teil. Bei den Deutschen Meisterschaften 1946 in Frankfurt siegen u.a. über 400 m Edel (HSV) und Lutter (St.Georg) im Weitsprung. 1951 gewinnt Erich Kruzycki (SC Victoria) den berühmten Silvesterlauf in Sao Paulo in neuer Rekordzeit. Er bleibt bis heute der einzige deutsche Sieger. Bei den Deutschen Meisterschaften 1954 im Volksparkstadion gewinnt Klaus Biethan (HSV) das 10.000 m Bahngehen. 1959 wird Hermann Salomon (HSV) Deutscher Fünfkampf-Meister mit 3.615 Pkt. Die SuS Bergedorf spielt in den späteren 50ziger Jahren im Sprint und 400 m Lauf eine bedeutende Rolle. Jürgen Kühl gewinnt drei Deutsche Meistertitel über 400 m.
1961 gewinnen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften die HSVer Hans-Joachim Blatt (1.500 m), Rüdiger Böhme (3000 m), Wolfgang Klein (Weitsprung). 1962 richtet Hamburg die Deutschen Meisterschaften aus. Hammerwurf-Olympiasieger 1936 Karl Hein(HSV) wird mit dem Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis ausgezeichnet. Manfred Bock (HSV) wird mit 7.893 Pkt. Deutscher Zehnkampfmeister. Antje Gleichfeld (LAG Alstertal-Garstedt) wird in der 2. Hälfte der 60ziger Jahre 15 Mal Deutsche Meisterin über 400 und 800 m.
Bei den Olympischen Spielen 1972 in München gewinnen Jobst Hirscht (SV Polizei/ 4x 100 m) und Inge Bödding (LG Nordwest/ 4 x 400 m-Staffel) jeweils die Bronzemedaille. 1977 richtet der HLV die 77. Deutschen Meisterschaften in Hamburg aus. Christa Striezel (HSV) wird Deutsche Weitsprungmeisterin.
1981 richtet der HLV aus Anlass des 70. Geburtstages einen Städtevergleichskampf u.a. gegen Leningrad aus. Höhepunkt ist der 1.500 m-Lauf, den Sydney Maree (USA) in 3:32.20 Min. vor Meik Boit (Kenia) gewinnt, der in 3:33.67 Min. Afrikarekord läuft. Am 25. Mai 1986 wird der 1.hanse-Marathon Hamburg mit 8.309 Teilnehmern aus 40 Ländern gestartet. 1987 wird Andreas Fischer (HSV) Junioren-Europameister im 3.000 m-Hindernislauf. 1989 finden im Volksparkstadion die letzten Deutschen Meisterschaften statt. Zweite Plätze belegen Kersten Wolters (LG Hammer Park) im Dreisprung und Knut Hempel (HSV) im Speerwurf.
In den Folgejahren leidet der Verband zunehmend unter dem Weggang seiner Leistungsathleten, die auf der Suche nach professionelleren Bedingungen in andere Landesverbände wechseln, dazu zählen u.a. Carolin Nytra und Arne Gabius, die heute zur nationalen Spitze in ihren Disziplinen gehören. Auch Ingo Schultz (TSG Bergedorf) verlässt vor seinen internationalen Erfolgen (2001 Vizeweltmeister/2002 Europameister) den Verband und startet für Dortmund. Nach einer kurzen Rückkehr zur TSG Bergedorf und einer Olympiateilnahme 2004 in Athen zieht es den 400m-Läufer schließlich nach Leverkusen.
Mit der Eröffnung der Leichtathletikhalle im November 2006 werden die Bedingungen für die Hamburger Athleten stark verbessert. Mit Claudia Tonn (LAV Hamburg Nord), Helge Schwarzer (Hamburger SV) und Markus Münch (LG Wedel-Pinneberg) gibt es immerhin drei aussichtsreiche Kandidaten für eine WM-Teilnahme im eigenen Land im Jahr 2009.
Das Leichtathletiktreiben in Hamburg hat eine lange Geschichte. Aber erst in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg versucht man, Ergebnisse und Ereignisse chronologisch zusammen zu fassen. Erst 1981 im 70. Jahr organisierten Leichtathletiktreibens in Hamburg legt der HLV erstmalig ein 140seitiges Buch über die „Geschichte der Hamburger Leichtathletik“ vor. Das Buch konnte nur durch die Mithilfe des international anerkannten Leichtathletik-Statistikers Siegfried Banse, Elmshorn, geschrieben werden. Erst 1996 veröffentlichten Wolfgang Kucklick und Sven Kuus (Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Leichtathletik-Dokumentation e.V.) eine umfangreiche und vervollständigte „Geschichte der Hamburger Leichtathletik“ als 270seitiges Buch vor. 2002 veröffentlichten Beide den 2. Teil als Dokumentation aller Staffeln und Mannschaften. (Beide Bücher sind im Antiquariat für je 5 € über WKucklick@t-online.de in begrenzter Zahl lieferbar).